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Thekla-Haus in Geesthacht-Edmundsthal, Foto Svetlana Zunder

"RAUM FÜR KUNST"

Wer mit Kunst lebt, lebt bewusster.

William Boehart

Als im Wonnemonat Mai 2005 der Bürgermeister der Stadt Geesthacht zu Gast bei Svetlana Zunders erster Kunstausstellung Libellenflug in Geesthacht war, da schien die Welt noch in Ordnung. Frau Zunder verfügte damals noch über kein Atelier. So fragte sie den Bürgermeister, ob die Stadt Geesthacht nicht Ateliers für junge Künstler bereitstellen würde. Nein, das böte Geesthacht nicht oder fast nicht... Bürgermeister Fokken empfahl Frau Zunder jedoch, die Kulturmanagerin Francine Rohlffs zu kontakten, die als Gattin des Chefarztes der Vitanas Klinik im ehemaligen Krankenhaus in Geesthacht-Edmundsthal vielleicht eine Lösung wüsste; denn in der ehemaligen Klinik Edmundsthal stünden viele Häuser leer.

Gesagt, getan. Der Bürgermeister bereitete den Boden, und ab Oktober 2005 verfügte Svetlana Zunder über einen kostenlosen und unbefristet nutzbaren und dazu hellen Raum mit Wasseranschluss, den Frau Zunder als Atelier nutzen konnte. Hier entstanden in der Folge sehr schöne Aquarell-Serien, die zu Weihnachten 2006 in der Atelier-Ausstellung Kunstriesen gezeigt wurden und großen Anklang fanden. Die Lokalpresse berichtete; selbst den Lübecker Nachrichten war die Ausstellung Kunstriesen einen illustrierten Artikel wert.

Auf Frau Zunders Frage, wie lange sie das Atelier m Thekla-Haus nutzen könne, antwortete Frau Rohlffs im Oktober 2005: „Solange, wie Sie wollen. Das Thekla-Haus steht leer, darf nicht vermietet oder sonstwie kommerziell genutzt und auch nicht abgerissen werden.“

Als Bedingung für die Bereitstellung des Ateliers verlangte die Kulturmanagerin die Präsentation einer Kunstausstellung mit Svetlana Zunders Kunstwerken in den Räumen der Vitanas Klinik in Geesthacht-Edmundsthal. Frau Zunder war gerne einverstanden.

Gemäß Angebot der Frau Rohlffs und Annahme durch Frau Zunder war der Vertrag, wenn auch nur mündlich, so doch unter Zeugen lachend und zur Freude aller geschlossen worden.

Die Kulturmanagerin Rohlffs machte Svetlana Zunder und auch anderen Künstlern wie dem Koreaner Nam Tchun-Mo, dem sogar ein ganzer Saal als Arbeitsraum und zusätzlich ein eigener Wohnraum im leerstehenden Thekla-Haus in Aussicht gestellt wurde, regelrechte Avancen. Der Hintergrund: Das Thekla-Haus sollte nach den Plänen von Frau Rohlffs zu einem sog. Multifunktionshaus ausgebaut werden, mit Bildender Kunst, Musik, Botanischem Garten, Geschichtsverein usw. Sogar Grundrisspläne wurden schon entrollt, wobei man auch nicht die Übernachtungsbetten vergessen hatte für die müden Radler; denn Radtouren sollte man vom wunderschön im Wald von Edmundsthal-Siemerswalde gelegenen Thekla-Haus aus machen können.

Frau Rohlffs legte großen Wert darauf, dass die von ihr ins Thekla-Haus eingeladenen Künstler „mit dabei“ wären, wenn das Thekla-Haus mit allem drum und dran schließlich als „Multifunktionshaus“ einer Stiftung übergeben werden würde, die sich der Förderung der Künste in der Elbestadt Geesthacht, wo es bis heute keine einzige Galerie gibt, widmen sollte.

Die Bedingungen für das künstlerische Schaffen schienen ideal. Die Vitanas Klinik, so versprach Francine Rohlffs, werde selbstverständlich die Kosten für die Vernissage, die Einladungskarten für die Kunstausstellung usw. übernehmen. Ganz sicher! Und alle glaubten ihr; denn sie nannte Geesthachter Honoratioren wie Dr. Rüdiger Busch, Leiter des Geesthachter Museums Krügerisches Haus, als Unterstützer „ihres“ Projektes.

Nach eigenem Bekunden wäre es reine Selbstlosigkeit, mit der Frau Rohlffs die Künste in Stadt, Kreis und Land fördern würde. In einem Interview mit RZkultur stellte sie klar:

Mit meinem Einsatz möchte ich einen Beitrag leisten, die norddeutsche Kulturlandschaft zu bereichern und die jungen Menschen zu unterstützen, die dazu bereit sind, die Kultur unseres Landes zu erhalten und in die Zukunft zu tragen. /RZkultur, 17. Dez. 2006.

Wenn das kein Versprechen war? Frau Zunder jedenfalls vertraute den schönen Versprechungen der selbstlosen Frau...

Frau Rohlffs versteht sich, wie sie RZkultur im besagten Interview ebenfalls anvertraute, als „Manager für Kultur“, die  „mit wenig Geld riesige Projekte zu realisieren“ trachtete, wobei sie unverfroren zugab, dass ihr persönlicher Stil, mit der sie Erfolge zeitigte, „eher etwas unkonventionell“ wäre, „womit nicht jeder umgehen kann.“

Svetlana Zunder aber fiel aus allen Wolken, als sie mit Post vom 3. Jan. 2007 plötzlich die Kündigung erhielt und laut Vitanas das Atelier bis zum 1. Febr. 2007 zu räumen hätte. Eigenbedarf machte die Klinik geltend. Auf Frau Zunder Frage, ob denn nicht in dem riesigen Komplex des leerstehenden Thekla-Hauses ein alternativer Raum zu finden sei, gab die Klinik die Antwort, dass alles vermietet wäre. Wirklich? Aber wir hörten doch von Frau Rohlffs, dass das Thekla-Haus aus rechtlichen Gründen gar nicht vermietet werden dürfe. Es steht nach wie vor leer.

In ihrer Not wendet sich die Künstlerin an den Bürgermeister Fokken. Der interveniert und schlägt eine Gnadenfirst heraus: Räumung des Ateliers erst am 1. März 2007. Und dann?

Was macht eine Künstlerin mit einer auf Jahre hin angelegten Perspektive, wonach sie unbefristet und kostenfrei, wenn auch nicht ohne Gegenleistung in Form der zu präsentierenden Kunstausstellung, in dem Atelier im Thekla-Haus künstlerisch schaffen können sollte, auch um ihren Beitrag zum Aufbau des „Multifunktionshauses“ zu leisten?

Der Geschäftsführer der Vitanas Klinik in Geesthacht wollte von den einstigen Versprechungen der Kulturmanagerin mit einem Herz für die Jugend absolut nichts wissen bzw. gewusst haben. Der meinte sogar, dass bereits bei Bezug des Ateliers im Thekla-Haus klar gewesen wäre, dass ein Entgegenkommen der Frau Rohlffs „nur zeitlich befristet sein kann“ – wohlgemerkt das Entgegenkommen; denn wer in Ungnade fällt... dem wird auch noch die geplante Kunstausstellung abgesagt. Nein, an der Kunst sei Herr Menzel, Boss und Bauherr der Vitanas in Geesthacht, nicht mehr interessiert. Die Räume von Vitanas wolle man nun mit eigenem Bildern ausstatten.

Auch Frau Rohlffs wollte nun nichts mehr von ihren großen Versprechungen und ihren „Riesigen Projekten“ wissen. Sie hätte nicht über die Vergabe der Räume zu entscheiden, hieß es plötzlich von der selbst ernannten Kulturmanagerin und Jugendpflegerin, die doch so ein Herz für die aufstrebende Jugend hat, für jetzt und – man erinnere sich – und auch für die Zukunft. Treu und Glauben? Nichts wert. Versprechungen? Vergessen. Zukunft der Künstler? Hilf dir selbst, so hilft dir Gott! 

Aber den Künstlern ist noch allzu gut in Erinnerung, dass Frau Rohlffs, die an Leibesfülle kaum durch die Tür geht, mit ihrem dicken Schlüsselbund klapperte und sich rühmte, zu jedem Raum in Edmundsthal einen Schlüssel zu besitzen, und damit interessierte Künstler für deren Residenz im Thekla-Haus zu gewinnen trachtete, indem die Dame ganze Gruppen von Künstlern, selbst aus dem Ausland durch die menschenleeren Gänge des Thekla-Hauses führte, jedes Zimmer auf Verlangen aufschloss, ganze Säle und zusätzlichen Wohnraum den Künstlern anbot.

Offensichtlich düpiert und gegen die dubiose Kulturmanagerin den Verdacht auf Eingehungsbetrug hegend – angeblich soll ja Frau Rohlffs laut Vitanas, Menzel schon bei Vergabe des Ateliers gewusst haben, dass das nichts auf Dauer ist, was sie aber den Künstlern verschwieg und denen mit ihrem „Multifunktionshaus“ genau das Gegenteil erzählte – ruft Frau Zunder, für die der Verlust des Ateliers eine Katastrophe bedeutet, nämlich den Entzug der beruflichen und wirtschaftlichen Grundlage – viel steht also auf dem Spiel – das Gericht an. Aufgrund der Tragweite des Rechtstreites zieht das Oberlandesgericht in Schleswig, das höchste Schleswig-Holsteinische Gericht, das Verfahren gegen Francine Rohlffs und ihre Mitstreiter von Vitanas an sich und fordert die nunmehr Beklagten zur Stellungnahme auf. Die ist noch nicht bekannt; sie dürfte ein bezeichnendes Licht auf den herrschenden Kulturbetrieb werfen. /Az.: 14 W 8/07; Az.: 14 W 9/07.

Auch die Staatsanwaltschaft Lübeck hat sich eingeschaltet. /Az.: 781 Js 16400/07.

Der herrschende Kulturbetrieb nämlich hat völlig versagt. Nicht nur, dass der wenig kunstgebildete Bürgermeister anlässlich der Präsentation eines kostbaren Tibetischen Rollbildes mit Buddha allen Ernstes meinte, Patchwork habe Herr Busch im Geesthachter Museum auch, nein auch der bekannte und einflussreiche Stadtarchivar, der auf allen Hochzeiten tanzt und wöchentlich die Seiten der Lokalpresse mit noch einem historischen Projekt füllt, der auf seinen amerikanischen Akzent so pfleglich stolze William Boehart, winkte ab, obwohl er doch auch Vorsitzender des Lauenburgischen Kunstvereins ist.

Als Mitglied des Lauenburgischen Kunstvereines hat sich Svetlana Zunder natürlich an den Vorsitzenden dieses Kunstvereines, Dr. William Boehart, um Hilfe gewendet. Der aber scheint es mit der Förderung von Kunst und Künstlern im Lauenburgischen, wenn die einmal wirklich in Not sind, nicht so genau zu nehmen. Jedenfalls könnte er, der doch so bekannt ist, über so viele Beziehungen verfügt bis hinein in die politische Klasse und selbst in Staatsämter hinein, nach eigenem Bekunden keine Hilfe anbieten. Schließlich ist der Kunstverein ja auch keine sozialdemokratische Künstlergewerkschaft. Herr Dr. Boehart bat Frau Zunder um Verständnis; er wäre wirklich mit ihrem Hilferuf überfordert...

„Raum für Kunst“ titelt sinnigerweise die Lokalpresse, als Vereinschef Boehart das Programm des Lauenburgischen Kunstvereins 2007 vorstellt. Svetlana Zunders Leserbrief zum Artikel „Raum für Kunst“ im Geesthachter Anzeiger vom 13. Febr. 2007, S.  10 lassen dessen Redakteure unberücksichtigt unter den Tisch fallen. Kunst ohne Raum passt nicht ins Geschäft.

Da Svetlana Zunder Repressalien fürchtet wie eine Räumungsklage oder Anwendung des Hausrechtes und damit verbundene Gewalt gegen Sachen und Personen durch Vitanas, Rohlffs hat die Künstlerin das Atelier vorerst geräumt.

Dr. Boeharts Verhältnis zu Vitanas bleibt indessen getrübt: Im September 2007 wird der Hochzeitstänzer, diesmal als Stadtarchivar und Geschichtskarawanenführer, für Vitanas bei Vitanas in Geesthacht einen Vortrag über Wasser halten. Der Hintergrund: Chefarztgattin und Krankenschwester Rohlffs hat mit einer Taufe und dem Trinken Heilkräftigen Wassers aus der Osterquelle geworben, wofür ihr der ortskundige Gregor Bator im Wochenblatt der Bergedorfer Zeitung, 28. Febr. 2007 die öffentliche Bühne bot, anlässlich der Neueröffnung des Vitanas Klinik-Cafés, Café Osterquelle. Nur, was die beiden verschweigen, ist die Osterquelle unterhalb des Chefarzthauses der Rohlffs völlig verwahrlost, verdreckt und möglicherweise kontaminiert wegen der Überflutungen der Quelle durch Elbhochwasser und ggf. durch die unmittelbare Nähe zum Kernkraftwerk Krümmel, wo bei den jüngsten Unfällen u.a. radioaktiver Dampf austrat und wo die Leukämiefälle, die höchste Rate von Leukämie(Blutkrebs)-Erkrankungen bei Kindern weltweit, rund um die Geesthachter Atomanlagen, Kernkraftwerk und GKSS-Forschungszentrum, bisher noch ungeklärt sind. Also Wasser trinken und taufen verboten! Krankenschwester Rohlffs und Kantor und Organisten der Düneberger Christuskirche Gregor Bator ficht das nicht an. Pack versteht sich, Pack verträgt sich.

Thomas Illmaier M.A.phil. im Juli 2007

www.philosophia-online.com

Damit Svetlana Zunder ihre künstlerische Arbeit fortsetzen kann – geplant ist großformatige Öl- und Acryl-Malerei – wird dringend ein passender Atelierraum gesucht. Angebote über Kontakt auf dieser Website. Svetlana Zunder im Netz: www.philosophia-online.com               TI

 

          

                                                 

      "DER GEIST VON EDMUNDSTHAL"

 Baumritzungen

 Edmundsthal-Siemerswalde

1900-1945

Fotos: Svetlana Zunder

Texte: Thomas Illmaier, Gerhard Pautz

zur Ausstellung