Hildegard HasenkampSie möchte schreiben und Freude mitteilen
Die Autorin Hildegard Hasenkamp, Wuppertal

Wuppertal. Mit den Wölfen hat sie nie geheult. Nicht als junges Mädchen, nicht später. Die Eltern hatten ihr das Rückgrat gestärkt, beispielsweise damals, als die ersten Juden nach Theresienstadt ,,verschickt“ wurden. Da hat die Mutter noch einmal deren Wäsche durchgewaschen, auch der Vater hat geholfen, wo er konnte. Hildegard Hasenkamp hatte damals Angst, daß sie eines Tages als Waisenkind dastehen würde. Das war in der Zeit, als Juden noch zum Straßenbild gehörten. Judenstern auf der Jacke, und wenn sie dann in der Tür der Eltern standen, den Stern schnell mit der Aktentasche verdeckt.
In den Büchern von Hildegard Hasenkamp kehrt die Kriegs- und Nazizeit immer wieder. Daß sie durch die schrecklichen Erlebnisse in ihrem Glauben gestärkt wurde, gehört zu den Wundern. Eine authentische Erfahrung, die sie zum Beispiel in ihrer Erzählung ,,Die Doppelgängerin“ formuliert.
Hildegard Hasenkamps Anliegen als Schriftstellerin ist von dreifacher Art: Sie möchte schreiben, weil es ihr selbst Freude macht. Sie möchte für andere schreiben und die Freude mitteilen. Möchte etwas bewirken. Erbauungsliteratur zu schreiben, das kommt ihrem Anliegen nahe – es ist Erholungsliteratur, die sie schreibt, und die kann manchmal ganz schön spannend sein.
Hildegard Hasenkamp hat mit dem Schreiben spät begonnen und verlegt ihre Bücher seit 1986 selbst. Der Hildegard Hasenkamp-Verlag wurde 1985 gegründet, zunächst aus Trotz. Sie wollte ,,die Sache in die Hand nehmen und gründete am 16. Oktober 1985 einen Verlag. Alle Hürden nahm ich wie ein Rennpferd, das sich nicht mehr aufhalten läßt.“
Hildegard Hasenkamp nimmt diese Hürden auch noch mit 74 Jahren. Bücher, die sie selbst geschrieben hat, hat sie auch selbst verlegt, darunter ,,Unvergessene Jugend“ (1986), ,,Jahreszeiten – Jahreszahlen“ (1987) und ,,Puzzle der Schicksale“ (1991). Ihr neuestes Buch, ,,Sandwege“, wird allerdings ,,außer Haus“ erscheinen. Ebenso wie ihre Erzählung ,,Ein Sonntagnachmittag im Stadtcafé“, die in einer Anthologie, herausgegeben von Christiane Allert-Wybranietz, im Heyne-Verlag 1993 erscheinen wird.

Thomas Illmaier/red

Bild: Hildegard Hasenkamp liest in der Stadtbibliothek.

DER WEG, 53/1992, S. 14.

 

 


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