Lotte HeringDie Leere ist Form
Neue Aquarelle von Lotte Hering

Von unserem Mitarbeiter Thomas Illmaier

Lotte Hering zeigt in der Backstubengalerie .,Aquarelle 1989-1991“. Die Künstlerin ist in der gegenstandslosen Welt zu Hause. Ihre Projekte - Ideen in einer gegenstandslosen Welt – wirken schwerelos.

Spontan aus dem Raum entstanden, scheinen sie Erinnerungen aus unserer diesseitigen Weh emporzuheben, um sie In einer jenseitigen Welt zu spiegeln.
Der Betrachter glaubt, Kinderantlitze oder Fabelwesen zu entdecken.
Aber bei näherem Hinsehen lösen sie sich zur Maske auf. Die Formen sind leer, so wie die Leere in der gegenstandslosen Welt Form annimmt.
Ein Japaner oder Chinese würde in Lotte Herings Kunst eine Bestätigung alter taoistischer oder buddhistischer Gedankenwelt finden, so wie Malewitsch, der Urheber der gegenstandslosen Welt, in seinen Bildern die Erkennungszeichen einer kulturübergreifenden Kunst aus Ost und West schuf.
Leere ist Form, Form ist Leere, diesen Leitsatz des Mahayana-Buddhismus scheint Lotte Hering ästhetisch umgesetzt zu haben, ohne in Formalismus abzugleiten.
Denn ihre gegenstandslose Welt ist zwar leer, aber in ihren, sich dieser Leere öffnenden, Formen wirkt sie befreiend.
Man kann den Asiaten verstehen, der sich in der Leere religiös zu Hause fühlt, wenn man Lotte Herings Bilder sieht, die farbenprächtig, in ihrem Kosmos geschlossen und doch offen sind.
In der Backstubengalerie, Elberfeld, Schreinerstr. 7, Öffnungszeiten am Mittwoch von 16-19 Uhr, Sonntag von 11-13 Uhr (Tel. 744450).

Westdeutsche Zeitung / Generalanzeiger, 24. Febr. 19921, S. 18.

Bild: Auf den Aquarellen von Lotte Hering glaubt der Betrachter, Kinderantlitze zu entdecken.


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