Eine Wohltat für Geist und Körper
Fotoausstellung über die Kultur Altägyptens

Von unserem Mitarbeiter Thomas Illmaier

Als Heinrich Schliemann, der große Trojaforscher, im Januar 1887 seine zweite Reise durch Ägypten auf dem Nil unternahm, schrieb er an seinen Freund Rust nach Mecklenburg: ,,Vor allem muß ich Dir sagen, daß dies die herrlichste Reise ist, die man überhaupt in der Welt machen kann.“

Und weiter: ,,der herrliche wolkenlose Himmel, die schöne Frühlingsluft, die goldene Ruhe, der unaufhörliche Wechsel der prachtvollsten Landschaften, die riesigen Tempel aus dem fernsten Altertum – alles dies wirkt wohltätig auf Geist und Körper, und empfehle ich die Nilreise ganz besonders allen Neuvermählten.“
Hundert Jahr später machen sich Susanne Schneider, Michael Grütering und Michael Kopp auf die Reise den Nil entlang. Michael Kopp hat diese Eindrücke: ,,Den Nil entlang“ auf glänzenden Fotos festgehalten, die derzeit in der Katholischen Hochschulgemeinde zu sehen und zu bewundern sind. Das Besondere des fotographischen Blicks Michael Kopps liegt in der Sichtbarmachung der spirituellen Dimension dieser alten an der Wiege der Menschheit liegenden Hochkultur Ägyptens.
Ob der Blick durch die Säulen des Amuntempels „In den Himmel gebaut“ oder die Antlitze der steinernen Zeugen von Abu Simbel streift: Der Blick des kritischen Zeitzeugen, der zweifelnd ehrfürchtig schaut, macht im Geist lebendig, wen und was die Menschen einst als Gott verehrten. Dieser Faszination kann sich keiner entziehen. Von daher hat die Fotoausstellung in der Kath. Hochschulgemeinde, Auer Schulstr. einen würdigen Platz gefunden.
Die Heimat des alten Ägypten war eine weltumspannende Kultur: Der an vergleichender Religionsgeschichte Interessierte wird interessante Hinweise auf die allen Völkern gemeinsame Symbolgeschichte finden. Michael Kopp hat seine Bilder auch mit Zitaten und Versen aus dem ägyptischen Totenbuch und anderer heiliger Bücher dokumentiert. So ist es interessant, daß die alten ägyptischen Gesänge bereits die „reine Lotusblüte“ besingen, ,,die hervorging aus dem Lichtglanz“ – lange bevor der Lotus zum Symbol Buddhas wurde, den man in Ostasien verehrt. (Auer Schulstr. 13, bis 20. April).

Westdeutsche Zeitung / Generalanzeiger, 5. März 1992, S. 25.


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