Steffa Reis Die Dinge beginnen zu sprechen
Noch bis Monatsende Bilder von Steffa Reis im Kunst-Kabinett

Wuppertal. Die jüdische Künstlerin Steffa Reis zeigt noch bis zum Monatsende ihre Bilder im Kunst-Kabinett. Nach Ausstellungen in New York, Tel Aviv und London hält sie sich derzeit in Rußland auf.
Steffa Reis zeigt einen Ausschnitt ihrer Pastelle und Malereien in Ölfarbe. Dem Galeristen Kurt W. Steffens haben es die Pastelle angetan, die sehr farbenprächtig sind. Sie reichen als empfindungsreiches Farbspektrum ,,von der figurativen Aktualität in die Abstraktion“ hinein, schreibt Steffa Reis. Der Realitätssinn ihrer Bilder geht bei einer solchen empfindungsreichen Sublimierung nicht verloren. Der Betrachter sieht durch die Schemen des Farbglanzes hindurch und nimmt dahinter auch immer noch einen Zipfel der mörderischen Realität wahr, die uns umgibt.
Steffa Reis indessen favorisiert ihre Ölmalerei. In ihr wird das Wort Fleisch, und die irdischen Dinge fangen an zu sprechen. In einer dreiteiligen in Goldfarben angedeuteten Metamorphose des Wortes erscheinen die Buchstabentreue des Gesetzes zusammengewürfelt und zu einer neuen Schöpfung verdichtet. Die Buchstaben als figurative Elemente beginnen sich zum neuen Schöpfungswort zu gestalten.
Das jüdische Erbe in Steffa Reis’ Malerei ist unverkennbar. Das musische Element, das sie als Pianistin ihren Bildern hinzufügen kann, wird fruchtbar in der tänzerischen Geste, die – besonders in ihrer Ölmalerei – ein jedes Jota noch in Schwingung versetzt.
Thomas Illmaier

(Kunst-Kabarett Steffens, Friedrich-Ebert-Straf3e 77, bis 31. Oktober 1992. Dienstag bis Freitag 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr. Samstag 11 bis 13 Uhr.

Der Weg, 44/1992.

 

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