Auch über einer Wüste wölbt sich der Himmel
Ausstellung von Jochen Rohde bei „Polyprint“
In einer Zeit, die so prosaisch und religionsvergessen ist,
wie die heutige, ist es schon viel, wenn jemand auf das Leid – nicht
nur in Bosnien oder Kurdistan, sondern hier bei uns – in der Großstadt
aufmerksam macht. Das Leben in der Stadt, in der sich jeder dem Zwang der
Zivilisation unterwerfen muß, dabei aber kaum mehr Gelegenheit hat,
sich an der Natur zu erholen, dieses Stadtleben mit seiner schlechten Luft,
seinem Lärmterror und dem schleichenden Ruin betonierter Wüsten,
dieses Stadtleben nimmt Jochen Rohde aufs Korn.
Seine Bilder stilisieren
die geometrischen Wüsten, ohne sie zu beschönigen. Aber über
den geometrischen Wüsten wölbt sich der Himmel, der seit jeher und
immer neu den Geist beflügelt. Auch das zeigt uns der Maler, der aus
Ostdeutschland nach Wuppertal kam, um hier in der Galerie Polyprint seine
Bilder auszustellen. Bis in den Vorfrühling hinein sind sie dort zusehen.
Und dann wird ein Bild wie ,,Das Herz aller Dinge“ erst recht seine
Leuchtkraft offenbaren.
Auch für die
letzten Dinge hat Jochen Rohde aus Meißen Sinn: Sein Bild „Ein
Leben nach dem Tode“, in zartem, offen strukturiertem Gelb wie ein Hauch
an die letzten Dinge erinnernd, gibt das Wesentliche zu bedenken.
Thomas Illmaier
Galerie Polyprint: „Jochen Rohde – Malerei“. Bis 16. März, geöffnet während der Geschäftszeiten, Citycenter, Mäuercben 31-35, Wuppertal-Elberfeld.
DER WEG, 7/1997. Bild: „Die Beflügelung des Geistes“ von Jochen Rohde.