Gunst des Schicksals
Wuppertal zeigt Rohlfs-Retrospektive

Zeit seines Lebens ist Christian Rohlfs ein Maler des Nordens geblieben. Das zeigt die Retrospektive, die das Von der Heydt-Museum in Wuppertal derzeit präsentiert. Rohlfs, 1849 im holsteinischen Niendorf geboren, erhielt von den Nazis Malverbot, sie entfernten seine Bilder aus den Museen und drückten ihm den Stempel ,,entartet“ auf.
Eine Gunst des Schicksals führte Rohlfs, der 1938 in Hagen gestorben ist, mit der Tänzerin Tatjana Barbakoff zusammen, die den inzwischen hochbetagten Maler in Askona besucht. Der ,,Tatjana-Zyklus“ entsteht, der im wahrsten Sinne des Wortes zu den bewegendsten Bildern Rohlfs gehört. Der Maler setzt der Tänzerin damit ein Denkmal: Wenige Jahre später endet Tatjana Barbakoffs Leben im Konzentrationslager.
Die Werkschau, die 86 Gemälde auf Leinwand und 66 Papierarbeiten umfaßt, erinnert an den Maler, der mal dem Impressionismus, mal dem Expressionismus huldigte, bevor er seinen Weg fand.

Thomas Illmaier

Christian Rohlfs, Von der Heydt-Museum, Wuppertal, bis 8. September. Der Autor dieses Textes führt WEG-Leser und -Leserinnen am 8. August, 19 Uhr durch die Ausstellung, erbittet allerdings eine Anmeldung unter der Telefonnummer 0202/421199 (werktags, 18 bis 19 Uhr).

DER WEG, 30/1996, S. 4. Bild: „Tanz mit Maske 1“ (1931) aus dem „Tatjana-Zyklus“ von Christian Rohlfs.


Seite Drucken zur Übersicht | Startseite