Wolfgang Vincke Mit handgreiflichem Material gegen Geschichtsverdrängung
Ausstellung ,,Wider den deutschen Geist“ in der Alten Synagoge

Die Begegnungsstätte Alte Synagoge zeigt bis zum 23. August die Ausstellung ,,Wider den deutschen Geist“. Zu sehen sind Kunstwerke von Wolfgang Vincke gegen die Bücherverbrennungen im Dritten Reich.
Wer erinnert sich nicht an den salbungsvollen Originalton: ,,Gegen Dekadenz und moralischen Verfall, für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.“ Heinrich Heine schrieb schon unter den Ereignissen der Bücherverbrennung durch Burschenschaften auf der Wartburg 1817 prophetisch: ,,Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Die Taten der spanischen Inquisition und deren mörderische Autodafés waren dem Dichter, dem deutschen Juden Heinrich Heine noch bestens geläufig.
Gegen Geschichtsverdrängung richtet sich Vinckes Ausstellung. Erforderlich ist sie in einer Gegenwart, in der ein Salman Rushdie öffentlich von Fanatikern zum Tode verurteilt wird, weil er kritische Bücher geschrieben hat. Deshalb legt Vincke seine Axt an – im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Werke gehören zur Arte povera (der armen Kunst), die der Sprache des handgreiflichen Materials vertraut. Sie erzeugen mehr Begriff von der Sache, betont Hans-Bernhard Nordhoff, Kulturdezernent der Stadt Aachen, ,,als manches Lehrbuch es vermag“.
Thomas Illmaier

Die Ausstellung ist bis 23. August in der Begegnungsstätte Alte Synagoge, Genügsamkeitsstraße, zu sehen. Geöffnet ist sie dienstags bis freitags und sonntags zwischen 14 und 17 Uhr. Führungen können außerhalb der Öffnungszeiten telefonisch unter 563-2843 vereinbart werden.

DER WEG, 29/1996, S. 6.

 

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