Huan MouDER LOTUSBLÜTENTEICH

Bilder des chinesischen Künstlers Huan Mou
von Thomas Illmaier

Große Kunst zu sehen, fährt man nicht mehr unbedingt nach Köln. Heute stellen auch kleinere Museen wie das Museum Baden in Solingen Kunst aus, die hochkarätig ist und lehrreich, was das Verständnis unserer Welt betrifft.
    Als es noch keine weitentwickelte Naturwissenschaft gab, zeigten uns die Maler, wie die Welt wirklich ist, so z.B. in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Maler wie Salomon van Ruysdael, Jan van Goyen oder Jan Miense Molenaer zeigten mit ihren Bildern die Natur, die Menschen in ihrem unnachahmlich schönen Realismus.
Carl Friedrich von Weizsäcker schreibt in seinem Buch „Bewusstseinswandel“: „China ist ein kultureller Kosmos in sich; vielleicht, sofern die Nordhalbkugel überlebt, derjenige mit der größten Zukunft.“ Rolf Jessewitsch holte die Bilder des chinesischen Malers Huan Mou ins Museum Baden nach Solingen. Dort konnte man sich im Frühling vor der Jahrtausendwende (27. März bis 16. Mai 1999) ein Bild des Kosmos machen, wie er heute China beherrscht - vielleicht besser als die Worte, wie sie objektiver Wissenschaft entsprechen, es tun könnten. China ist ein geschlossener Kosmos in sich. Themen wie „Der Funke“ oder „Die Wiedergeburt“ stellen nur einen Teil des malerischen Oeuvres des Künstlers, der im Westen Karriere machte, dar. Huan Mou, der China kennt, weiß davon und noch viel mehr zu berichten. Auffällig an den Bildern ist ihre festgefügte Mächtigkeit, ausgedrückt in starken, überwiegenden Architekturelementen. China ist eine Zwingburg. Selbst die Tempeldächer sehen wie Wachtürme aus. Leere, Metaphysik (anklingend an die surrealistische Welt de Chiricos), erinnern nicht nur an die Weite des Landes, sondern auch an seine Philosophie, die nirgends besser als bei Bodhi Dharma, dem Begründer des chinesischen Buddhismus, in den Worten „Offene Weite, nichts von heilig“ präzise, realistisch und kühl zum Ausdruck kommt. Nicht zufällig ist die Frau jene Kraft, die in den Bildern von Huan Mou kulturelle Wandlungen mit ihrem eindringenden Chi hervorruft. Die provokanten Schönheiten, die, obwohl zahm, doch ausreichen, die festgefügte und wohl auch despotische Bürokratie des geschlossenen Gesichtsfeldes Chinas in Frage stellen. Revolutionen sind nicht zu erwarten, wohl aber ein stetiger Bewusstseinswandel, in dem Jung und Alt noch eine Zeitlang nebeneinander und schließlich die Jugend allein Träger der Zukunft wird. Der Wandel, in dem China begriffen ist, vollzieht sich „über Generationen hinweg“, wie Rolf Jessewitsch treffend bemerkt.
Huan Mou, der schon in China Positionen in der Kunst und in der ihr beigeordneten Wirtschaft erklomm, lernte in Deutschland (und den USA) weiter. Jörg Immendorf, Prof. an der Düsseldorfer Kunstakademie, schrieb über seinen Stipendiaten aus China: „Nur wenn die eigenen nationalen Eigenarten Grundlage für das künstlerische Schaffen bleiben, wird man in der Lage sein, einen starken Beitrag im internationalen Dialog der Kunst leisten.“ Und eben das sei im Werk von Huan Mou gegeben.
Nochmals: Trotz Diktatur sind die Überlebenschancen Chinas aufgrund seines über Jahrtausende gewachsenen kulturellen Komsos gewaltig. Es ist ein kluges und trotz seiner Armut ein hoch- und weitentwickeltes Land.
    Erstmalig in Deutschland ist ein Katalog zu den Arbeiten von Huan Mou, hrsg. von Rolf Jessewitsch (1999), erschienen. Hotline Museum Baden, Solingen, Tel. 0212-2584140.

Bild: Huan Mou: Der Volkspark. 1997, Öl auf Leinwand, 130 x 160 cm.

Afrika-Asien Rundbrief, Heft 3, 9/1999, S. 34-35.

 

 

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