Nur den großen Malern gelingt die Darstellung des Menschen
Die Sammlung Weinberg im Von der Heydt-Museum Wuppertal

„Ungewöhnliche Bilder weltberühmter Künstler in einer bisher namentlich verborgen gehaltenen schweizer Privatsammlung, die nunmehr mit dem Namen Weinberg in Verbindung gebracht und öffentlich gezeigt wird.“ Dieser Satz von Dr. Erika Günther, der neuen Pressesprecherin des Von der Heydt-Museums macht neugierig. Nach Sicht der Dinge ist die Sammlung Weinberg mit ihren Schätzen von El Greco bis Mondrian tatsächlich ein Kunstereignis ersten Ranges. Der Zeitraum, den die Sammlung Weinberg umspannt, reicht vom 16. Jahrhundert mit El Grecos ,,Kreuzigung“ bis in die Gegenwart mit ihren konstruktivistischen und abstrakten Tendenzen.
Dafür mag Piet Mondrian als Beispiel dienen. Dieser Künstler, der ein Frauenhasser war und dies auch unverhohlen zum Ausdruck brachte, ist in der Sammlung Weinberg mit zwei Werken vertreten. Das erste ist von 1907, als er noch gegenständlich malte. Diese Kunst wurde ihm bald zu eng, und Enge empfand er als tragisch. Später, wie in dem Werk von 1917, probierte er solange, bis seine nunmehr abstrakten Formen seinem überaus subtilen Harmonieempfinden genügten.
Die Sammlung Weinberg läßt sich in ihrer Vielfalt nicht erschöpfen. Die vielen Portraits lassen in ihrer Unergründlichkeit das Wesen des Menschen erkennen. Rolf Weinbergs Vorliebe gilt Portraits wie jenem Männerkopf eines unbekannten Künstlers oder dem Totenschädel (vermutlich aus dem 17. Jahrhundert), dessen Autorschaft ebenfalls unbekannt geblieben ist. Für den Sammler ist die Darstellung des Menschen das Faszinierende in der Kunst durch alle Epochen und ,,,gelingt nur den Großen“.
Von daher nimmt es nicht Wunder, daß Weinberg ,,seine Großen“ entsprechend gerahmt sehen möchte: Beispielsweise Redons Hinrichtungsportrait oder Picassos ,,Casagemas“. Viele Museumsbesucher hatte es irritiert, daß hochkarätige Kunstwerke so billig, ja häßlich gerahmt sind. Weinberg, der ein echter Kunstliebhaber ist, suchte monatelang nach den geeigneten Rahmen für die Bilder. Kostbarkeiten aus dem 16. und 17. Jahrhundert bilden dabei einen Schwerpunkt. In der Sammlung Weinberg finden sich auch mehrere Beispiele von selbstentworfenen, ,,eigenhändigen“ Künstlerrahmen, z. B. zu van Doesburgs ,,Stilleben“, Segals ,,Straße auf Helgoland“ und Rodschenkos ,Linie“.
Thomas Illmaier

 

Von der Heydt-Museum: ,,El Greco bis Mondrian – Bilder aus einer schweizer Privatsammlung“. Ausstellung vom 21. April bis 16. Juni. Führungen unter Telefon 563-6231.

Bilder
1) Pablo Picasso, »Casagemas dans son cercueil », 1901, Öl auf Karton.
2) Arthur Segasl, « Straße auf Helgoland II », 1924, Öl auf Karton.
3) Totenschädel, vermutlich 17. Jahrhundert, Öl auf Kupfer.

 


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